DC mit Herz 2a

Amerika, wir sind da!

Nachdem wir in Denver gelandet waren, haben wir uns erst einmal das Wohnmobil besorgt. Feines Teil. Massenweise Platz. Typisch Amerika: Bigger, better, wider. :)

Wir sind dann losgestartet in Richtung Yellowstone. Dabei kam wir u. a. durch Wyoming. Abends ab auf den Zeltplatz. Wohnmobil natürlich abgeschlossen. Macht man so als gute Deutsche. Bei der Besitzerin des Campingplatzes ernteten wir Kopfschütteln. Sie meinte, wir bräuchten doch unser Wohnmobil nicht abzuschließen. Schließlich seien wir in Wyoming! Ich fühlte mich, als hätte sie mich beim Rauchen auf dem Klo ertappt.

Am nächsten Tag weiter durch Wyoming. Endlos weite, flache Ebenen, eingerahmt von Bergketten.

Irgendwann kamen wir im Yellowstone-Nationalpark an. Wälder ohne Ende, Wasserfälle, Geysire. Gut, dass wir den Fotoapparat mithatten. Damals gab es noch ganz normale Filme. Nix mit Digitalkameras. Als Prinzesschen habe ich natürlich das Technische in die fähigen Hände meines Prinzen gelegt. Nach zwei Tagen hatte ich den ersten Film so gut wie voll. Damals konnte man bei einem 24er Film immer noch ein, zwei Fotos mehr herausschinden. Als ich jedoch bei 26, 27 und 28 angelangt war und der Film immer noch kein Ende nahm, wurde ich doch ein wenig misstrauisch.

Sie ahnen es wahrscheinlich bereits. Es war gar kein Film in der Kamera. Hatte mein Prinz vergessen einzulegen. Und dann - ich gebe es ungern zu, doch es war so - habe ich ihn losgeschossen, den Blick, den die meisten Männer unter Ihnen kennen. Den Du-bist-schuld-Blick.

Mein Prinz legte daraufhin pflichtschuldigst den Film ein und ich machte mich wieder freudig ans Werk. Ein besonders schönes Motiv war der Old Faithful. Das ist ein Geysir, der in ziemlich regelmäßigen Zeitabständen in die Höhe schießt. Ist ein bisschen so wie beim Konzert. Man schaut auf die Zeittafel, findet sich rechtzeitig ein und nimmt auf einer der Bänke, die kreisförmig um den Geysir angeordnet sind, Platz. Manchmal tritt der Old Faithful pünktlich auf, manchmal mit etwas Verspätung. Schließlich ist er eine Diva. Aber er gibt einem immer genug Zeit, um die Kamera ordentlich auf ihn zu halten. Habe ich denn auch gemacht.

Am Ende des Urlaubs hatte ich 6 Filme im Yellowstone vollgeschossen.

Zwischenzeitlich waren wir auf dem Rückweg nach Denver. Rechts an der Straßenseite eines dieser Wahnsinns-Highways sahen wir mehrere Möbelhäuser. Eine kurze Blickverständigung und wir beschlossen, dass wir das unbedingt gesehen haben mussten. War auch total interessant zu schauen, wie die Amerikaner sich so einrichten. Am Ende unserer Besichtigungstour bestiegen wir wieder unser Wohnmobil. Mein Freund startete den Motor. - Stille. Nichts. Kein einziges Geräusch.

Da standen wir nun auf dem Parkplatz eines Möbelhauses irgendwo ein paar Kilometer vor Denver und kamen nicht mehr weiter. Ich die Verleihfirma angerufen. Wir sollten unsere Sachen zusammenpacken, hieß es. Man würde uns ein Taxi schicken, das uns zu einem Hotel fahren würde. Nun ja, so schlimm war es nicht. Der Rückflug war ohnehin für den nächsten Tag geplant.

Es war nur ein bisschen unangenehm, dass das Zusammenpacken unserer Sachen jetzt so hopplahopp gehen musste. Eine Viertelstunde später hatten wir volle Koffer, volle Taschen und massenweise Tragetaschen. Das Taxi kam an. Wir alles in den Kofferraum. Dann ab zum Hotel. Auf dem Vorplatz alles wieder ausgepackt und anschließend auf unser Hotelzimmer geschafft.

Ein wenig später meinte mein Freund. "Ich muss dir etwas sagen." Das ist der Satz, den Männer freiwillig nur dann aussprechen, wenn die Lage ernst ist. Mein Freund fügte dann auch hinzu: "Die Fototasche ist weg." Okay, das war keine gute Nachricht, immerhin waren der Fotoapparat und alle Filme futsch. Aber mein Freund, der normalerweise in jeder Situation die Ruhe selbst blieb, wirkte extrem besorgt. Das ließ meine Alarmglocken schrillen.

"Und was sonst noch?", fragte ich. Darauf hin sagte er: "Die Flugtickets und die Pässe waren drin."

Tja, da hatten wir in einem Urlaub doch glattweg zweimal die Pässe weg. Das muss man erst mal bringen. :)

Die halbe Nacht habe ich versucht, den Taxifahrer ans Telefon zu bekommen, damit er nachschaute, ob die Fototasche liegengeblieben war. Die Zentrale hat mich wahrscheinlich als hysterische Deutsche in Erinnerung behalten. Auf alle Fälle ist die Fototasche nicht wieder aufgetaucht. Am nächsten Morgen sind wir dann zum Konsulat gefahren. Nach ein paar aufreibenden Stunden und mit der Hilfe einer wirklich netten Konsulatsmitarbeiterin und eines wunderbaren Mitarbeiters der amerikanischen Fluggesellschaft standen wir nachmittags am Flughafen, die Bordkarten in unseren Händen. Als wir das geschafft hatten, bin ich mitten in der Abflughalle in Tränen ausgebrochen. Mein Freund hat mich in den Arm genommen und getröstet.

Einige Stunden später kamen wir in Deutschland an. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Am Zoll habe ich sofort mit den Beamten gesprochen und ihnen gesagt, dass wir keine Reisepässe hatten. Man hat uns dann in einen Nebenraum geführt. Und dann kam etwas, das unglaublich war. Wir mussten nur kurz nachweisen, dass wir Deutsche waren. Das konnten wir anhand unserer Personalausweise, die wir glücklicherweise zusätzlich mitgenommen hatten. Danach war der Fall für die deutschen Beamten erledigt. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre dem Beamten, der uns ganz locker passieren ließ, um den Hals gefallen.

Ich war noch niemals so glücklich, wieder in Deutschland zu sein. Echt, ich hätte fast den Boden geküsst.

So, das war die Geschichte meines zweiten Amerika-Trips. Adrenalin pur - und das ganz ohne Fallschirmsprung oder Rafting. Geht alles. Man muss nur chaotisch genug sein. :)

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Zuruck06

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